Autor: Kerstin Peters

  • Teilnahme am Reiterwochenende

    Das letzte Wochenende vor Sommerferienbeginn verbrachten sechs blinde und sehbehinderte Schülerinnen und Schüler mit sehenden Kindern und Jugendlichen gemeinsam – und hatten dabei nicht nur beim Reiten jede Menge Spaß…

    Am Freitagmittag wurden wir mit zwei Autos zum Leimener Gemeindehaus gefahren. Eigentlich sollte es dort eine Anfangsrunde geben, allerdings kamen wir überhaupt nicht richtig dazu: Es dauerte ziemlich lange, bis alle da waren und als dieser Fall dann eingetreten war, mussten wir uns schon auf den Weg zum Birkenhof nach Dossenheim machen. Dort angekommen, lernten wir die Pferde kennen, indem wir sie von der Weide führten, putzten und später auch ein bisschen ritten, und holten unsere Anfangsrunde nach.

    Nun war es schon 18.00 Uhr und wir fuhren in unsere Nachtquartiere. Jedes der blinden und sehbehinderten Kinder war einem sehenden Kind zugeteilt, bei dem es für dieses Wochenende lebte. Der/die Blinde oder Sehbehinderte wurde also für dieses Wochenende in den Familienalltag einintegriert, dafür lernten die Sehenden die „Blindenwelt“ besser kennen. Die Sehenden hatten viel Spaß mit ihren blinden und sehbehinderten Gästen und teilweise entstanden schon richtige Freundschaften.

    Am Samstag mussten wir bereits um 10.00 Uhr auf dem Reiterhof sein. Dort wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt, die einen gingen filzen, die anderen ausreiten. Später wurde dann gewechselt. Beim Filzen suchte sich zunächst jeder eine Farbe aus, in der er dann ein Stück Schafwolle bekam. Dieses wurde dann mit Wasser nass gemacht und mit Seife eingerieben, dann wurde es ganz leicht hin und her gerubbelt, so wurde es schön fest und konnte weiter verarbeitet werden. Im Laufe des Filzprozesses kamen weitere Farben hinzu. Später durften wir auch richtig darüber reiben und schlussentlich in die Hand nehmen, dann hatte man eine mehr oder weniger gelungene, aber in jedem Fall künstlerisch kreative Feder aus Filz vor sich liegen.

    Beim Ausreiten ging es ganz gemütlich zu. Wir ritten nur im Schritt und wurden von Helferinnen und Helfern des Hofes geführt. Wir ritten an den Feldern entlang, unterhielten uns oder genossen einfach die Zeit auf dem Pferd.

    Nun hatten alle hunger und so war es ganz gut, dass das Essen bald fertig war. Es gab Nudeln mit Tomatensoße, was sehr lecker schmeckte. Anschließend wurde eine Mittagspause eingelegt, bei der auf der Wiese und in der Reithalle herumgetobt wurde, es bestand aber auch die Möglichkeit, in der Heubox ein Pferdequiz zu machen oder den Triathleten (es fand nämlich an diesem Tag ein Triathlon statt) zuzusehen, wie sie mit ihren Fahrrädern vorbeirauschten.

    Nachmittags arbeiteten wir wieder mit den Pferden. Diesmal ritten wir an der Longe, teilweise auf dem Reitplatz, teilweise in der Reithalle. So konnten wir auch mal traben oder galoppieren.

    Später kam die Nußlocher Jugendpfarrerin zu Besuch, um mit uns gemeinsam den Gottesdienst am Sonntagmorgen zu gestalten. Da wurde eifrig diskutiert – über den Umgang mit Blinden und Sehbehinderten, über den Krieg in anderen Ländern, über Gewalt und Kriminalität, darüber, dass man jeden Menschen so akzeptieren soll, wie er ist – und es gab noch viel, viel mehr. Außer dem wirklich sehr interessanten Gespräch überlegten wir uns Fürbitten und planten alles Weitere.

    Am Abend grillten wir dann noch gemeinsam. Hierzu waren auch Eltern, Geschwister, Freunde und sonstige Bekannte und Verwandte eingeladen. Zudem kam dieses Jahr ein blinder Schüler dazu, der an der ersten integrativen Reiterfreizeit im Jahr 2001 teilgenommen hat. Jede Familie hatte etwas zu Essen mitgebracht, sodass es neben Steaks, Würstchen und Schafskäse auch ein reichliches Salatbuffet gab. Es gab auch ein kleines Lagerfeuer, an dem man Marshmallows und Stockbrot zubereiten konnte. Gegen 21.00 Uhr löste sich die Gruppe auf und die blinden Gäste fuhren wieder mit zum Haus der sehenden Kinder.

    Am Sonntagmorgen trafen wir uns um 09.30 Uhr, diesmal aber nicht auf dem Hof, sondern in der evangelischen Kirche in Nußloch. Hier fand der Gottesdienst statt, den wir gestern zusammen vorbereitet hatten. Ich übernahm die Lesung, die ziemlich lang war.

    Der Text handelte von einer Begegnung zwischen Jesus und einem blinden Menschen. Jesus heilte diesen und alle Menschen wunderten sich, wie der Blinde plötzlich wieder sehen konnte. So ging die Diskussion eine Weile hin und her, da sagte Jesus: „Wer blind ist, den mache ich sehend, und die sehenden werden blind sein.“ Diese Botschaft klingt zunächst seltsam, doch was das für uns konkret bedeutet, das verdeutlichte auch die Pfarrerin in ihrer Predigt. Sie erzählte eifrig und anschaulich vom Inhalt unserer langen, ausführlichen Diskussion, davon, wie Blinde und Sehende auf dieser Freizeit zusammen arbeiten und Spaß haben und davon, dass jeder einzigartig ist und auch als solcher Mensch akzeptiert werden soll. Das Ganze rundeten wir Freizeitteilnehmer mit eigenen Beiträgen ab. Im Anschluss daran wurden die Fürbitten vor Gott und die Gemeinde gebracht, die ebenfalls von einigen Freizeitteilnehmern gesprochen wurden.

    Nach Ende des Gottesdienstes fuhren wir gemeinsam zum Gemeindehaus nach Leimen, wo wir zu Mittag (Pizza) aßen. Anschließend hatten wir nochmal Pause, die einige damit verbrachten, sich umzuziehen, während andere wiederum im Gemeindesaal herumtobten oder Klavier spielten.

    Nun fuhren wir wieder auf den Reiterhof und heute durften wir uns wünschen, was wir machen wollten. Schlussentlich ging eine Gruppe ausreiten und die andere voltigieren. Die Ausrittgruppe ritt wieder die selbe Strecke wie am Vortag. Die Voltigiergruppe ritt an der Longe, trabte, galoppierte und machte kleine Übungen wie z.B. rückwärts reiten, auf dem Pferd knien, die Mühle oder die Fahne. Bei der Mühle dreht man sich wie ein Mühlenrad auf dem Pferderücken, und bei der Fahne kniet man ebenfalls, streckt aber zusätzlich z.B. das rechte Bein und den linken Arm (es geht auch umgekehrt) von sich weg. Später durften die Mitglieder dieser Gruppe noch frei reiten, das heißt, ohne Longe und mit Zügeln. So konnte man erfahren, wie es ist, allein und unabhängig die Oberhand über das Pferd zu haben. Später halfen wir alle bei der sonstigen Arbeit auf dem Hof – da wurde die Futterkammer erkundet, Karotten in die Pferdeboxen gelegt, Wasser in den Wasserkanistern auf der Weide nachgefüllt, Ställe ausgemistet usw.

    Bevor wir in unsere Gastfamilien zurückkehrten, machten wir noch eine Abschlussrunde, bei der jeder sagen sollte, wie ihm das Wochenende gefallen hat und was man verbessern bzw. ändern könnte. Am nächsten Morgen wurden wir dann von unseren Gastfamilien zu Familie Gschwind, die die Reiterfreizeit auch dieses Jahr wieder organisierte, gebracht, um von dort aus gegen 09.30 Uhr in die Schule zu fahren. Es hat uns allen sehr viel Spaß gemacht und wir kommen gerne wieder – vielen Dank an alle Helferinnen und Helfer des Birkenhofes, an Familie Gschwind und an alle Gastfamilien, die zum Gelingen dieser Freizeit beigetragen haben! Dies ist ein Beispiel dafür, wie ein friedliches und gleichberechtigtes Miteinander von blinden und sehenden Menschen gelingen kann!

  • Warum soziales Engagement für mich wichtig ist

    Für uns ist es selbstverständlich, zu arbeiten oder zur Schule zu gehen, in einem Haus oder einer Wohnung zu leben, genug zu Essen, fließendes Wasser, gute Hygienestandards und so vieles mehr zu haben. Doch wir wissen, dass es auf der Welt auch anders aussehen kann: Armut, Krieg, Gewalt und Unterdrückung, Flucht und Vertreibung, Kinderarbeit … Die Lebensumstände in verschiedensten Teilen der Welt werden uns immer wieder über Zeitungen, den Fernseher oder das Internet bewusst gemacht. Nicht zuletzt gibt es auch hier in Deutschland Menschen, denen es nicht so gut geht: Wohnungs- und Arbeitslose, Kranke, die, je nach Krankheit, nicht mehr lange zu leben haben, Kinder, die in schlechten Familienverhältnissen aufwachsen, Menschen, die einsam sind, weil sie zum Beispiel anders sind als andere und deshalb Schwierigkeiten haben, in der Gesellschaft Fuß zu fassen …

    Die erste Sensibilisierung für die Not vieler Menschen resultierte aus einer Kinderzeitschrift, die ich früher las. Jeden Monat wurde dort ein Projekt des Kinderhilfswerks UNICEF vorgestellt, wodurch ich die verschiedenen Lebensverhältnisse von Kindern kennenlernte. Auch wurde dort über Kinderhilfsaktionen von Kindern für Kinder berichtet, was mich bereits damals über Möglichkeiten der Durchführung eigener soziale Projekte nachdenken ließ.

    Ein dahingehendes Schlüsselerlebnis war eine Unterrichtsstunde, in der eine Lehrerin über ihren Einsatz in Indien berichtete. Dabei erzählte sie nicht nur von Land und Leuten und wie sie dort tätig war, sondern appellierte auch an uns Schüler, wir sollen uns nicht über Klassenarbeiten oder Hausaufgaben beschweren, sondern froh darüber sein, dass wir überhaupt zur Schule gehen dürfen. Diese Erfahrung veränderte mich nachhaltig. Ich lernte, nichts als selbstverständlich anzusehen und übte mich in Achtsam- und Dankbarkeit. Gleichzeitig wurde der Wille, sich selbst zu engagieren, immer größer.

    Zwar dauerte es noch über drei Jahre, bis ich meine erste soziale Aktion durchführte, aber seither bin ich immer wieder aktiv und schaue, was ich für meine Mitmenschen tun kann. Nicht immer, aber sehr oft kommt dabei Musik zum Einsatz. Durch viele eigene Erfahrungen weiß ich, dass Musik eine unglaubliche Wirkung auf Menschen haben kann. Musik ist eine Sprache, die von allen verstanden wird. Selbst für Gehörlose können Klänge erfahrbar gemacht werden, z.B. durch die Vibration, die beim Anschlagen einer Klangschale entsteht. Nicht zuletzt wird Musik in Form von Musiktherapie zur Heilung von körperlichen, seelischen und geistigen Erkrankungen gezielt eingesetzt. Musik schenkt Freude, gibt Kraft, schafft Gemeinschaftsmomente. Jeder kann ein Teil der Musik sein, jeder kann Musik ganz individuell erleben, wenn das Umfeld stimmt. Daher auch mein Motto „Freude durch Musik“, das mittlerweile zu einer richtigen Ideologie und Konzeption für mein soziales Engagement, aber auch für meine sonstigen Auftritte geworden ist.

    Es ist einfach toll, etwas, was man sowieso schon gerne macht, für andere einsetzen und ihnen einen Moment der Freude schenken zu können, so klein er auch sein mag. Es macht mich jedes Mal wieder glücklich, wenn ich die bei einer Benefizveranstaltung gesammelten Spenden übergebe/überweise oder ich spüre, wie manche Menschen im Altenheim aufblühen, wenn ich mit ihnen und für sie singe.

    Deshalb möchte ich mit gutem Beispiel vorangehen und Anregungen geben, wie es funktionieren kann. Die Möglichkeiten sozialen Engagements sind nahezu unbegrenzt, und oft haben schon kleine Gesten große Wirkung. Unter dem Menüpunkt „Freude durch Musik“ bleibst Du bezüglich meiner dahingehenden Tätigkeit auf dem Laufenden, und meine Berichte über vergangene Aktionen sollen Dich ermutigen, selbst aktiv zu werden. Es ist klar, dass wir nicht alle retten können. Aber wenn jeder einen kleinen Beitrag leistet und bereit ist, sich mit seinen Talenten und Stärken für andere Menschen einzusetzen, dann können wir gemeinsam Großes bewegen und für viele Menschen wirksam werden. In diesem Sinne: Lasst uns die Welt  ein bisschen besser machen!