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Ich habe einen Plan …

Viele, die mich länger kennen, wissen, dass ich schon sehr lange den Wunsch habe, meine Stärken und Begabungen zu nutzen, um anderen Menschen damit zu dienen, ihnen einen Moment der Freude und Hoffnung zu schenken, ihnen Kraft und Unterstützung zu geben, ihnen ein Licht in der Dunkelheit zu sein. Mein ursprünglicher Berufswunsch war nicht ohne Grund, Musiktherapeutin zu werden. Und auch wenn ich mit meiner jetzigen beruflichen Tätigkeit zufrieden bin, merke ich doch, dass ich diesen Gedanken, mit der Freude an der Musik für meine Mitmenschen wirksam zu werden, bis heute nicht aufgegeben habe. Es ist ein aus meinem tiefsten Herzen kommendes Gefühl, dass das der (möglicherweise einzige) Bereich ist, in dem ich mein Potenzial, die Eigenschaften und Vorlieben, von denen ich glaube, dass sie mich als Mensch auszeichnen, wirklich gewinnbringend einsetzen kann. So glücklich ich auch eigentlich bin bzw. sein könnte, dieses musikalisch-soziale Wirken, nicht nur ab und an mal, somdern mit einer gewissen Regelmäßigkeit, fehlt mir sehr – und so ist es jetzt, wo ich, mit sicherem Arbeitsplatz und eigener Wohnung, mit beiden Füßen fest im Leben stehe, an der Zeit, mich dem Ehrenamt und meinen persönlichen Wünschen und Interessen zu widmen!

 

Was ist heilsames Singen?

Ich habe dahingehend bereits einen sehr konkreten Plan: Eine Zertifizierung zur Singleiterin für heilsames und gesundheitsförderndes Singen. Beim heilsamen bzw. gesundheitsfördernden Singen geht es darum, die positiven Effekte, die das Singen auf Körper, Geist und Seele hat (Stressabbau und Steigerung der Lebensfreude, aber auch Verbesserung der Atmung, Stärkung des Immunsystems oder Unterstützung der Sprachentwicklung) gezielt zu nutzen. Es geht bei dieser Art des Singens nicht darum, eine bestimmte Leistung zu erbringen – ein Aspekt, der mir in der musiktherapeutischen Arbeit während meines Schulpraktikums besonnders gut gefallen hat. Ein gängiger Spruch unter Singleiter*innen ist: „Es gibt keine Fehler, nur Variationen“ und das erlebe ich in unserer sonst so leistungsorientierten Gesellschaft als extrem befreiend. Hier ist jede*r so willkommen, wie er*sie gerade da ist, und es ist völlig egal, ob die Person musikalisch ist oder nicht. Gesungen wird üblicherweise ohne Text- oder Notenblätter. Die Lieder sind dem entsprechend einfach erlernbar und bestehen oft nur aus wenigen Textzeilen, die durch Vor- und Nachsingen und vor allem durch Wiederholung gelernt werden. Gleichzeitig können die Teilnehmenden durch die Verbindung von Musik und Bewegung (einfache Tänze oder Gebärden in der Gruppe oder paarweise) miteinander in direkten Kontakt kommen und sich als Teil einer Gemeinschaft erleben. Solche offenen Singgruppen und -kreise sind – wenngleich sie sich oft musiktherapeutischer Methoden bedienen (wobei Ablauf, Methoden und Auslegung des Singangebots meiner Erfahrung nach stark variieren können) – keine therapeutischen Maßnahmen, sondern rein unterstützend bzw. präventiv. Sie können im Prinzip überall angeboten werden, wo Menschen zusammenkommen, in Gemeinde- oder Bürgerzentren, aber auch in Altenheimen, Krankenhäusern oder Einrichtungen für Menschen mit Behinderung.

 

Wie läuft die Weiterbildung ab?

Ich habe mich dazu entschieden, zunächst bei der Akademie für Singen, Natur und Gesundheit die Weiterbildung „Die heilende Kraft des Singens“ zu absolvieren. Diese vermittelt musiktherapeutisches und gesundheitswissenschaftliches Grundwissen, Methoden zu Aufbau, Ablauf und Anleitung von Singgruppen, Stimmbildungs- und Lockerungsübungen, Bewegungs- und Begegnungsformen und natürlich viele beispielhafte Lieder, bleibt dabei jedoch sehr allgemein und spricht nicht die Arbeit mit bestimmten Zielgruppen an. Diese Weiterbildung besteht aus vier Modulen, die zweimal ein Wochenende (Freitag bis Sonntag) und zweimal ein verlängertes Wochenende (Donnerstag bis Sonntag) umfassen. Alle vier Module finden im Kloster Bonlanden in Berkheim statt. Aufbauend auf dieses Grundwissen kann ich mich dann bei Singende Krankenhäuser e. V. als Singleiterin zertifizieren lassen. Der Verein Singende Krankenhäuser e. V. stellt das wichtigste internationale Netzwerk für Forschung und Praxis rund um das Singen im Gesundheitswesen dar. Die Zertifizierung kann entweder mit dem Schwerpunkt „Gesundheitseinrichtungen und Krankenhäuser“ oder „Pflegeeinrichtungen und Senioren“ erfolgen. So wie ich mich kenne, werde ich früher oder später beide machen, in Anbetracht der verfügbaren Zertifizierungsmodule, die für dieses bzw. nächstes Jahr ausgeschrieben sind, wird es aber voraussichtlich erstmal auf den Schwerpunkt „Pflegeeinrichtungen und Senioren“ hinauslaufen. Mit Anrechnung der Weiterbildung bei der Akademie für Singen, Natur und Gesundheit brauche ich für jede Zertifizierung noch zwei Module bei Singende Krankenhäuser e. V., die ich aus einer großen Auswahl an Modulen zu verschiedensten Themen wählen kann.

 

Was erhoffe ich mir von den Modulen?

Ich würde gerne nicht primär für, sondern vor allem mehr mit Menschen gemeinsam singen und Musik machen. Zu diesem Vorhaben bewegen mich, neben dem Wunsch nach eigenem persönlichen Wachstum und neuen individuellen Erfahrungen, zwei Dinge. Einerseits möchte ich mich gerne intensiv mit den wissenschaftlichen Hintergründen beschäftigen und hoffe, lernen zu können, welche positiven Auswirkungen Musik bzw. Gesang konkret auf Menschen haben kann und auf welche wissenschaftlichen Studien sich hierbei gestützt wird. Andererseits suche ich bereits seit langem nach Methoden und Anregungen, wie ich musikalische Aktionen besser anleiten und andere musikalisch und zwischenmenschlich noch stärker einbeziehen kann. Sicherlich werden mir manche Inhalte zusagen und andere weniger, aber ich werde alles mitnehmen, was kommt – das, womit ich mich identifizieren kann, wende ich an, alles andere eben nicht. Verlieren kann ich nichts! Mein langfristiges Ziel ist eine regelmäßige ehrenamtliche Tätigkeit in einer sozialen Einrichtung und/oder auch eigene musikalisch-soziale Projekte organisieren und mit mehr Struktur und Sicherheit durchführen zu können.

 

Und wann geht es los?

Es ist völlig verrückt. Seit über einem Jahr spreche ich davon, habe mich mit Menschen, die diesen Weg schon gegangen sind, ausgetauscht, habe mir verschiedene Singgruppen angeschaut, unter anderem auch in einer psychiatrischen Einrichtung – und heute, am 4. Mai, fahre ich zum ersten Mal nach Berkheim. Ich bin etwas aufgeregt, aber vor allem freue ich mich riesig, dass es endlich losgeht und bin gespannt, was mich erwartet – ich werde berichten.