Wie sowohl auf meiner Seite als auch in der regionalen Zeitung angekündigt wurde, fand nun vergangenen Samstag, den 24.03.2018, die Veranstaltung „Die Sprache des Herzens – ein Abend zum Thema Blindheit“ statt, welche ich gemeinsam mit dem Olympia-Kino in Leutershausen organisierte und durchführte.
Obwohl ich erst abends im Kino sein musste, brach ich schon früh am Morgen auf, damit ich mit einer Freundin meinen Frisörtermin im Frisörsalon Lena Kurz in Hüttenfeld wahrnehmen konnte. Zum üblichen Waschen/Scheiden/Föhnen lies ich mir für diesen besonderen Abend eine Flechtfrisur machen. Vielen Dank liebe Lena für diese wundervolle Arbeit! Es folgten letzte Einkäufe für das Bühnenoutfit und eine Stärkung, bevor es schon als Fertigmachen ging.
Während der Einlass erst ab 18.30 Uhr erfolgte, war ich schon wesentlich früher da, um mich mit den technischen Gegebenheiten vertraut zu machen und einen Soundcheck durchzuführen. Es herrschte eine sehr freundliche Atmosphäre und so war ich sehr gespannt auf den Abend.
Als ich nach einer kleinen Runde an der frischen Luft zurückkam, war ich ganz schön überrascht, wie viele Leute gekommen waren. Bevor der Film „Die Sprache des Herzens“ gezeigt wurde, begrüßte eine Mitarbeiterin des Kinos das Publikum und stellte mich kurz vor. Während des Films saß ich, wie alle anderen auch, auf einem der gemütlichen Kinositze und verfolgte, wie eine Nonne geduldig dem taubblinden Mädchen Marie eine Sprache aus taktil ertastbaren Zeichen, Blindenschrift und vieles weitere beibringt. Damit ich die Handlung auch gut verfolgen konnte, hatte ich auf meinem Handy eine App namens „Greta“ installiert, die mir die Audiodeskription für den Film abspielte. So wurde mir über Kopfhörer mitgeteilt, was gerade auf der Leinwand passierte. Leider funktionierte das in diesem Fall nur teilweise und so wurde es am Ende ganz schön schwierig für mich, denn wenn es um ein taubblindes Mädchen geht, wird folglicherweise auch nichts bzw. nur sehr wenig gesprochen, doch im Regelfall funktioniert die Audiodeskription sehr gut.
Im Anschluss an den Film sprach die Mitarbeiterin des Kinos mit mir darüber, wie ich als blinde Person heute lebe. Dabei stellte sie mir verschiedene Fragen, die ich möglichst verständlich beantwortete. Das Publikum hörte sehr aufmerksam zu. Ich erzählte vom Schulalltag in der Blindenschule, von meinen technischen Hilfsmitteln, von meinen sozialen Projekten und von der Musik – der perfekte Übergang zu meinem Konzert. Dabei muss man sagen, dass es lange gar nicht klar war, ob das Konzert überhaupt stattfinden kann, denn ich war zuvor fast zwei Wochen krank gewesen. Doch obwohl ich dadurch schon wochenlang nicht mehr richtig gesungen hatte, funktionierte meine Stimme nahezu einwandfrei. Mit meiner Premiere „Wir starten richtig durch“, einigen weiteren Liedern und zwei Instrumentalstücken konnte ich den Besucherinnen und Besuchern eine bunte Mischung präsentieren und zeigen, was Musik für mich bedeutet. Abschließend gab es noch eine Fragerunde, bei der das Publikum mir Fragen stellen durfte. Tatsächlich kamen wir gut ins Gespräch und ich konnte nochmal von vielem erzählen: Warum ich keine Punktschriftnoten mag, warum der Bildschirmvorhang in Kombination mit einer schnell eingestellten Sprachausgabe bei der Arbeit am Handy so praktisch ist und einiges mehr. Dabei demonstrierte ich das gleich, indem ich mein Handy ans Mikrofon hielt und auf dem Display navigierte. Und noch etwas hatte ich dabei: Meine Braillezeile. Ich erklärte ihre Funktionsweise und wie sie mir hilft, zeigte dem Publikum, wie ich auf der Brailletastatur schreibe und las ein Gedicht vor. Als abschließende Botschaft ermutigte ich die Besucherinnen und Besucher, einmal die Augen zu schließen und die eigene Umgebung bewusst blind wahrzunehmen.
Im Anschluss an die Veranstaltung wurden am Ausgang Spenden für die Christoffel-Blindenmission, eine Organisation, die blinde Menschen auf der ganzen Welt unterstützt, in einer mitgebrachten Spendenbox gesammelt, wobei 344,70 Euro zusammenkamen, die nun an die Organisation überwiesen werden, was mich natürlich sehr freut. Zudem konnten sich die Besucherinnen und Besucher entsprechendes Informationsmaterial mit nach Hause nehmen.
Die Resonanz dieser Veranstaltung war durchweg positiv – und noch am selben Abend gab es die ersten neuen Abonnenten auf meiner Webseite. Eine neue Dimension im Vergleich zu allen vorangegangenen Veranstaltungen, an denen ich mitwirkte – und ich hatte wirklich das Gefühl, dass sie eine Wirkung auf das Publikum hatte!