Zipp und Local Handicap Night – Ein Abend voller Kunst und Musik

Am Freitag, den 11. Oktober 2019, fand im Jugendbegegnungszentrum Karlsruhe mit „Zipp“, dem Austauschformat der hauseigenen Werkstatt, und der Local Handicap Night ein bunter Abend voller Kunst und Musik mit und von Menschen mit Handicap statt.

Der künstlerische Teil bestand aus zwei Vernissagen, die ich musikalisch untermalte. Zuerst stand die Vernissage der künstlerischen Werke zum Thema „Mode“ aus der Werkstatt des Jubez unten im Foyer an. Da ich recht früh dort war, bot sich mir die Möglichkeit, die dort ausgestellten Objekte zu ertasten und eine kleine „Privatführung“ zu bekommen, bei der mich auch teilweise eine an der Ausstellung mitwirkende Künstlerin begleitete. Im Laufe der Zeit kamen mir so bunte Collagen aus verschiedensten Stoffresten unter die Finger. Auch alle gemalten Bilder wurden mit Farben gemalt, die für mich fühlbar waren, wodurch ich auch hier die Motive nachvollziehen konnte. Diese Kunstausstellung lohnt sich auf jeden Fall auch für Blinde!
Um 18.00 Uhr ging es dann ans Klavier, an dem ich die Vernissage eröffnete. Anschließend erzählten Organisatoren und Künstler etwas zu den dargestellten Dingen, bevor ich mit meinem musikalischen Beitrag die Vorstellung wieder beendete.

Während die Besucherinnen und Besucher noch Gelegenheit hatten, sich die Bilder in Ruhe anzuschauen, ging es für mich schon mal hoch in den kleinen Saal zum Flügel. Als alle allmählich dort eintrafen, eröffnete ich abermals die dort stattfindende Vernissage. Hier wurden Bilder des Künstlers Michael Herrmann ausgestellt, welcher selbst ein Handicap hat. Er hatte eine Rede über seinen Talker Vorbereitet, durch die man erfuhr, wie er seine Bilder malt und was ihn dazu inspiriert. Durch ganz viele einzelne Linien entstehen hier ganze Stadtansichten und Naturlandschaften. Auch diesmal durfte ich die Vernissage wieder musikalisch beenden.

Für mich persönlich war dieser Auftritt deshalb sehr spannend, weil ich, da ich zwar grob, aber nicht genau wusste, was auf den Bildern zu sehen ist, nicht vorab meine Lieder planen konnte und es daher heute auf Spontanität ankam. Manchmal wusste ich eine Minute, bevor ich spielen sollte, noch nicht, was ich spielen wollte und entschied mich manchmal erst in dem Moment, als ich das entsprechende Signal bekam. Das Ergebnis war eine interessante Mischung aus „Standards“ und Stücken, die ich nur selten bei Auftritten spiele. Ein besonderes Highlight war sicher „Life secret“, eines meiner „Neuzugänge“, welches ich ganz nach dem Motto „No risc, no fun“ vortrug.

Im Anschluss standen im Rahmen der Local Handicap Night drei regionale Bands von Menschen mit und ohne Behinderung und eine inklusive Tanzgruppe auf der Bühne. Den Anfang machten die Musiccaps, eine Band von Kindern und Jugendlichen, deren Freude an der Musik sofort auf das Publikum übersprang. Auch „Dickes Blech“, eine Band der Lebenshilfe Karlsruhe, die schon seit mehr als zehn Jahren zusammen musiziert, zeigte beispielhaft, wie man mit ganz simplen Harmonien und sehr einfach gehaltenen Texten zu völlig alltäglichen Themen das Publikum begeistern kann. „Ranzenblitz“ rappte sich munter und mit viel Leidenschaft durch ihren Auftritt und „EFI tanzt“, die zwischen „Musiccaps“ und „Ranzenblitz“, aber vor „Dickes Blech“ ihre Tänze zum besten gaben, brachten das Publikum vor dem Finale ordentlich in Stimmung. Ich persönlich konnte durch diesen Teil des Abends vor allem eins lernen: Es muss nicht immer kompliziert sein, um gut zu sein, manchmal ist etwas ganz Einfaches sogar besser!

Es war eine sehr gelungene Veranstaltung, die eine Begegnung Behinderter und nicht behinderter Menschen auf Augenhöhe ermöglicht. Ich selbst weiß jetzt, dass ich mich auf mich und mein Repertoire verlassen kann und jederzeit mit einer durchaus großen Auswahl an Liedern spontan auftrittsbereit bin und dass es auch mal bereichernd sein kann, nicht im Voraus zu planen.