Nachdem ich 2019 bereits die Adventsfeier musikalisch begleiten durfte, freute ich mich riesig, nach 3 1/2 Jahren nun beim Sommerfest wieder für die Bewohner*innen des örtlichen Altenheims zu musizieren.
Gegen 14:30 Uhr fanden sich die Bewohner*innen mit ihren Angehörigen sowie einige ehrenamtliche Mitarbeiter*innen des Freundeskreises des Kretschmar-Huber-Hauses, der das Fest organisierte, im benachbarten evangelischen Gemeindehaus ein. Mit meinem instrumentalen Selbstläufer „Rainy day“ eröffnete ich das bunte Programm.
Nach Kaffee, Kuchen und netten Gesprächen stimmte ich meine vorbereiteten Mitsing-Lieder an. Dafür hatte man mir vorab eine Liste mit den den Bewohner*innen bekannten Volksliedern zukommen lassen, beispielsweise „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“, „Kein schöner Land in dieser Zeit“ oder „Hoch auf dem gelben Wagen“. Die Bewohner*innen beteiligten sich aber nicht nur singend bei den Volksliedern, sondern auch mit eigenen Beiträgen: Eine Bewohnerin trug ein Sommergedicht vor, ein Bewohner erzählte einen Witz und ein weiterer Bewohner spielte ein Lied auf der Querflöte und forderte mich mit einem weiteren Volkslied spontan heraus. Es waren schöne, liebevoll aufbereitete Beiträge – kurz und schlicht, aber zu 100 Prozent authentisch und voller Freude.
Mit mindestens genauso viel Freude kamen als weiteres musikalisches Highlight die „Notenküken“, ein Chor von 15 quirligen Kindergartenkindern, zu Besuch und erfreuten unsere Herzen mit einem Frühlingslied, einer Geschichte über Mathilda, die Schnecke in unserem Garten, und zuletzt mit dem bekannten Klassiker über Pippi Langstrumpf. Von den beiden Betreuungsfachkräften des Heims gab es eine kurze Ansprache, bevor sie einen Sitztanz anleiteten. Um den Rahmen des Pogramms zu schließen, war als letztes ich wieder gefragt und ermutigte mit meinem Lied „Liebe Dich selbst“ alle zum Abschluss, negative Glaubensmuster zu durchbrechen und sich selbst Liebe und Wertschätzung anstatt Strenge oder gar Ablehnung entgegenzubringen.
Es machte mich unbeschreiblich glücklich, endlich mal wieder für eine soziale Einrichtung aktiv sein zu dürfen. Musikalische Flexibilität und ein gutes Gespür für die Menschen und die Stimmung im Raum sind dabei sicherlich von Vorteil. Bei den Volksliedern spielte ich nicht einfach meinen Instrumentaldurchlauf und dann die Gesangsstrophen durch, sondern passte mich der Gruppe an – wenn sofort losgesungen wurde, dann gab es eben kein Vorspiel, und wenn in der zweiten Strophe schon niemand mehr Lust hatte oder der Text einfach nicht mehr bekannt war, hörte ich eben nach diesem Durchlauf auf. Einleitungs- und Schlusslied waren in dieser Form gar nicht geplant, da war es gut, eine immer und überall verfüg- und mit nicht perfektem, aber doch ganz vernünftigem Ergebnis abrufbare Liederschatzkiste zu haben. Und das Highlight war natürlich das spontane Zusammenspielen mit dem Heimbewohner mit der Querflöte – sicherlich auch nicht perfekt, aber aus dem Moment heraus mit so viel Begeisterung und Freude seitens des Bewohners, und das zu spüren, war für mich ein großes Geschenk. Wenn mir diese geforderte Flexibilität und Feinfühligkeit für die Situation, die spontane und direkte Interaktion mit den Menschen und das ungezwungene Musizieren aus reiner Leidenschaft, das mit so viel Freude und Dankbarkeit belohnt wurde, ohne dass eine bestimmte Leistung erwartet wurde, eines zeigte, dann: Hier fühle ich mich am richtigen Platz. Hier darf ich so sein, wie ich bin, und kann etwas geben, ohne mich verstellen oder mir Gedanken um die Wirkung meines Verhaltens, meiner Lieder, meines musikalischen Spiel- oder Gesangsniveaus oder sonst etwas machen zu müssen. Hier bin ich zu 100 Prozent ich. Mein Einsatz bei dem Sommerfest bestärkte mich in dem Gefühl, dass mein Weg, langfristig ein regelmäßiges Ehrenamt im sozialen Bereich aufzubauen, richtig ist.