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Vorlesestunde zum Welttag des Glücks: Eine alte Stärke wird wiederentdeckt

Kerstin beim Vorlesen

 

Nach dem großen Anklang letztes Jahr lud die Stiftung Kraftnetz auch dieses Jahr zu einem Aktionstag anlässlich des Welttags des Glücks ein. So gab es am Sonntag, dem 26.03.2023 in der Kulturküche Karlsruhe wieder ein buntes Programm: Kaffee, Kuchen und frisch gebackene Waffeln, einen Informationsstand zur Bewegung „Action for happiness“, eine Verkleidungsecke, in der man in verschiedene Rollen schlüpfen konnte, ein Ständchen des neu gegründeten Kulturküchen-Chores und noch einiges mehr. Für mich war sofort klar, dass ich nach der durchweg positiven Erfahrung meiner Mitmachbühne auch wieder mit einem eigenen Angebot dabei sein wollte – doch diesmal sollte es nichts mit Musik zu tun haben.

 

Während meiner Schullaufbahn, insbesondere während der Grundschulzeit und meiner ersten Realschuljahre, prägte vor allem das Lesen meinen Alltag. Ich habe sehr schnell lesen gelernt und konnte fortan kein Punktschriftbuch mehr liegen lassen, ohne nicht wenigstens für ein paar Zeilen meine Finger hineingesteckt zu haben. Dieses Hobby (viele sahen es als eines meiner größten Talente an) blieb meinen Lehrer*innen nicht verborgen und ich wurde zu so ziemlich jedem Vorlesewettbewerb geschickt, an dem die Schule teilnehmen wollte. Das war immer etwas besonderes für mich und die Ergebnisse waren gar nicht schlecht. Aber spätestens mit meinen ersten eigenen Liedern, mit denen ich unter Leute ging, gehörte diese einstige Leidenschaft der Vergangenheit an – bis kurz vor Weihnachten 2022. Da erzählte mir ein Kollege von einem Buch, das er gerade liest, und hatte die Idee, er könne mir ja in einer Mittagspause mal daraus vorlesen. Das war eine unheimlich schöne Erfahrung für mich und löste in mir viele Erinnerungen aus – und führte mich zu dem Entschluss: Ich will es nochmal versuchen!

Blick in den Vorleseraum: Diverse Sessel, Sitzsäcke, Kissen und Decken - alles, was es gemütlich macht

Und so lud ich an jenem Sonntag in der Kulturküche alle, die wollten, um 15.30 Uhr in ein uriges Eckchen ein, welches ich vorab kuschelig eingerichtet hatte. Es kamen deutlich mehr, als ich erwartet hatte, altersmäßig bunt durchmischt, das hat mich sehr überrascht und ich habe mich riesig gefreut. Passend zum Welttag des Glücks hatte ich mir eine Geschichte namens „Inga und ich machen Menschen glücklich“, eine Geschichte aus der bekannten Reihe „Wir Kinder aus Bullerbü“, von Astrid Linggren ausgesucht. Die Lehrerin hat zu Inga und Lisa gesagt, es sei wichtig, andere Menschen glücklich zu machen. Sie hat auch Tipps gegeben, wie man das anstellen kann. Aber funktionieren diese Tipps auch tatsächlich? Und schaffen die beiden Mädchen es am Ende, jemanden wirklich glücklich zu machen? Eine Geschichte, die sehr realitätsnah und authentisch die Lebenswelt von Kindern aufgreift und mir dadurch immer wieder ein Schmunzeln entlockte, eingebettet in das bekannte Örtchen Bullerbü. Mein Ziel war, eine Perspektive auf das Thema „Glück“ zu werfen, mit der sich die Kinder gut identifizieren können und die die Erwachsenen dazu animiert, das Leben einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Und was soll ich sagen? Es war für mich (und ich glaube auch für meine Zuhörer*innen) ein voller Erfolg! Ich merkte, dass trotz der vielen vorlesefreien Jahre immer noch eine gewisse Routine da war, laut vor Leuten zu lesen, bekam im Anschluss viel positives Feedback und es machte mir noch genauso viel Spaß wie früher. Der vertiefende Austausch über das Gehörte und die im Zuge dessen geteilten Denkanstöße aus der Runde bestätigten dies eindrücklich.

 

Das gegenseitige Vorlesen (nicht in Form von Hörbüchern, sondern von Angesicht zu Angesicht) ist eine besondere Möglichkeit, anderen Menschen (nicht nur Kindern) Zeit und Zuwendung zu schenken. Dies (wieder) zu erfahren und diese alte, lange unbeachtete Stärke nach so langer Zeit mal wieder einzusetzen, war ein tolles Gefühl.